Fenstertausch – ein sinnvolles Vorhaben?


Ein Besuch, eine Kerze und vier kleine Spiegelbilder

Wenn Bettina Master an Winterabenden im Wohnzimmer saß, spürte sie manchmal einen feinen Luftzug. Das Haus stammt aus dem Jahr 1957, die weißen Kunststoff­fenster wirkten zwar gepflegt, doch die Behaglichkeit ließ an kalten Tagen häufig zu wünschen übrig.

Bei einem Abendessen mit der Familie erfuhr sie von einem simplen Trick: dem Kerzentest. »Stell eine brennende Kerze zehn Zentimeter vor das Glas, lösch das Licht und zähle die Spiegelungen«, rieten sie ihr. Bettina probierte es noch am selben Abend. Im schwachen Schein erschienen vier Reflexe – zwei dicht nebeneinander, dann eine Lücke, dann wieder zwei.

»Vier Spiegelbilder bedeuten alte Zweifach­verglasung. Sieh mal, ob du im Abstandhalter einen Aufdruck findest.« vernahm sie aus dem Wohnzimmer. Bettina leuchtete mit der Taschenlampe in den Scheiben­zwischenraum und entdeckte „DUOTHERM 78“. Damit war klar: Baujahr 1978, typischer U-Wert etwa 2,8 W/(m²·K) – energetisch längst überholt.

 

Was der U-Wert verrät und welche Fenster heute üblich sind

Der U-Wert beschreibt, wie viel Wärme durch einen Quadrat­meter Fenster­fläche pro Grad Temperatur­unterschied entweicht. Je kleiner der Wert, desto besser die Dämmwirkung. Eine einfache Scheibe aus den 1960er-Jahren erreicht kaum mehr als ein dünnes Hemd: rund 5 W/(m²·K). Bettinas Zweifachscheiben aus den späten Siebzigern liegen bei knapp 3 W/(m²·K) – vergleichbar mit einer Übergangsjacke. Moderne Zweifachfenster mit Wärmeschutzschicht fallen bereits auf 1,3 W/(m²·K). Heute gängige Dreifachfenster, zwei Edelgas­zwischenräume und mindestens eine Low-E-Beschichtung, erreichen 0,8 bis 0,9 W/(m²·K).

So erklärt sich die enorme Differenz: Bettinas Fenster verlieren fast dreimal so viel Energie wie aktuelle Modelle.


Von der Diagnose zum Plan

Der Energieverlust beschäftigte Bettina zunehmend. Sie ließ sich von einem regionalen Fensterbauer beraten. Das Angebot lautete:

  • 14 Kunststoff-Dreh-Kipp-Fenster, Dreifach­verglasung, Uw 0,90

  • Demontage und fachgerechter Einbau

Die Summe: 10 360 € brutto.

Zur Beantragung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG EM) benötigt sie einen gelisteten Energieeffizienz-Experten und fand unsere Agentur. Unser Honorar beträgt 1 400 € – inklusive Erstellung der Technischen Projekt­beschreibung, Lüftungsnachweis nach DIN 1946-6 sowie zwei Baustellenbegehungen. Die Berechnung ergibt, dass das Gebäude trotz dichter Fenster dank vorhandener Fugen­lüftung und gelegentlichem Querlüften ausreichend versorgt bleibt; zusätzliche Technik war nicht nötig.


Aufgaben, klar verteilt

Förderschritt Bettina Master Energieeffizienz-Experte
Angebot prüfen klärt Preise bestätigt Uw ≤ 0,95
TPB anlegen trägt Daten im BAFA-Portal ein, erhält TPB-ID
BAFA-Antrag übermittelt TPB-ID, lädt Angebot hoch zeichnet Antrag gegen
Bescheid abwarten vergibt danach den Auftrag
Fenstertausch koordiniert Termin, zahlt Rechnungen kontrolliert Einbau, fertigt Fotodoku
TPN erstellen stellt TPN-ID aus
Nachweis einreichen lädt Rechnungen + TPN-ID hoch
Zuschuss erhalten nimmt Zahlung entgegen

Ohne ID-Nummern läuft bei der BAFA kein Vorgang – darum ist der Experte unverzichtbar.


Kostenübersicht

Position Brutto Zuschuss Eigenanteil
Fenster + Montage 10 360 € 1 554 € (15 %) 8 806 €
Fachplanung + Lüftung 1 400 € 700 € (50 %) 700 €
Gesamt 11 760 € 2 254 € 9 506 €

Rechnen mit steigenden Energiepreisen

Bettina gibt aktuell rund 3 000 € pro Jahr fürs Heizen aus. Mit neuen Fenstern sinkt dieser Betrag zunächst um schätzungsweise 300 €. Steigt der Energiepreis – realistisch angenommen – jährlich um drei Prozent, wächst auch die Einsparung. Nach vorsichtiger Kalkulation erreicht die kumulierte Ersparnis den Eigenaufwand nach ungefähr 23 Jahren. Das liegt deutlich unter der zu erwartenden Lebensdauer der Fenster von 35 Jahren und länger.

Für Bettina ist die Rechnung dennoch nur ein Teil des Arguments: Zugluft verschwindet, die Glasflächen fühlen sich angenehm warm an, Kondensrand tritt nicht mehr auf, und der Verkehr auf der Straße klingt spürbar leiser.


Moderne Fenster im Detail

Jedes der neuen Elemente besteht aus drei Floatglas­scheiben. Die Zwischenräume sind mit Argon gefüllt, eine unsichtbare Low-E-Schicht reflektiert Wärmestrahlung in den Raum zurück. Der Rahmen besitzt mehrere isolierte Kammern; eine „warme Kante“ am Abstandhalter verhindert Kältebrücken entlang der Scheibenkante. All das zusammen sorgt dafür, dass die Oberflächen­temperatur innen kaum noch vom Raumklima abweicht.


Fazit

Ein Kerzentest, vier kleine Spiegelbilder – und Bettina Master wusste, dass ihre 1970er-Fenster energetisch ausgedient hatten. Mit fachlicher Begleitung waren Förder­antrag und Lüftungsnachweis rasch erledigt; nach wenigen Wochen stand der Zusage­bescheid. Heute genießt sie ruhige Räume ohne Zugluft und blickt gelassen auf die lange Heizperiode. Dass sich die Investition erst in gut zwei Jahrzehnten komplett auszahlt, sieht sie pragmatisch: Komfort und Werterhalt beginnen an Tag eins, und die Zuschuss­zahlung hat den Start merklich erleichtert